Weihnachten in der Familie & Silvester am Strand

Liebe Freunde, Familie und Mitleser,
zu allererst hoffe ich natürlich, dass alle das alte Jahrzent gut verabschieden konnten und gesund und zufrieden ins neue Jahr 2020 gestartet sind. Für mich war das zum Glück der Fall. Der Blogpost kommt leider ein bisschen später als geplant, da ich es nicht mehr geschafft habe ihn vor meiner Reise nach Argentinien (dazu im nächsten Eintrag mehr) zu veröffentlichen.

Wie man im Titel lesen kann, möchte ich in diesem Blogpost auf die vergangenen Feiertage eingehen.
Wenn man eins sagen kann, dann das Weihnachten in Ecuador ziemlich anders ist.
Wie ich ja schon in meinem vorletzten Post geschrieben habe, ist das Klima hier am Äquator jeden Tag ziemlich ähnlich. Da ich die Weihnachtszeit einfach automatisch mit Winter, Kälte und Dunkelheit verbinde, war es schon ziemlich komisch, als hier auf einmal die Weihnachtsdeko in den Schaufenstern stand, oder die Stadt mit Lichtern geschmückt wurde.
Das Gefühl, dass ich bezüglich Weihnachten hatte war schwer zu beschreiben und ich konnte es nicht wirklich zuordnen. Auf der einen Seite stellten wir im Haus den Weihnachtsbaum auf (der übrigens aus Plastik war, ich habe hier keinen einzigen echten Weihnachtsbaum gesehen), aber auf der anderen Seite war es draußen sonnig und 20°C.

Generell fing die Weihnachtszeit (abgesehen von der Deko und den Süßigkeiten in den Läden, die natürlich wie in Deutschland schon Monate vorher angeboten wurden) damit an, dass einige Leute Ende November anfingen ihre Häuser zu schmücken. Dabei wird hier vor allem auf bunte und blinkende Lichterketten gesetzt.
Auch im Dezember kam ich einfach nicht in die sogenannte Weihnachtsstimmung, was wahrscheinlich auch damit zusammenhängt, dass es hier weder Adventskalender, noch den Advent, noch das Plätzchenbackenritual gibt.
Um uns ein bisschen weihnachtlich einzustimmen, trafen sich Gesche, Esther, Mira und ich an einem Tag zum gemeinsamen Plätzchenbacken.
Am 21.12. lud FIIDES, unsere ecuadorianische Partnerorganisation alle Freiwilligen aus Ambato zu einer Weihnachtsfeier ein, die auch wirklich sehr nett war.
Am 23.12. fragte ich in meinem Projekt, wann ich die nächsten Tage arbeiten müsse und es stellte sich heraus, dass ich lediglich den 25., 30.,31.und 1.1. frei haben würde.


Weihnachtsfeier im FIIDES Büro mit allen Freiwilligen aus Ambato

Weihnachtsfeier im Büro

Ich erschien am 24.12. morgens im Büro, denn die Schulkinder gingen an dem Tag schon nicht mehr zur Schule, weshalb auch wir nicht zu Schulen fuhren. Im Büro herrschte alles andere als weihnachtliche Stimmung, weder wichtelten wir, noch war irgendwas geschmückt. Man kann sich vielleicht vorstellen, wie komisch es in diesem Ambiente war, als meine Familie aus Deutschland mir schrieb, sie machen gerade die Bescherung.
Um 12 Uhr sammelten zwei meiner Arbeitskollegen Geld von jedem ein und gingen in die Stadt um etwas zu Essen für alle zu kaufen. Als sie zurückkamen wurde das Essen serviert: Hähnchen, Pommes, Kartoffeln und zum Nachtisch Buñuellos, ein Gebäck, was hier zur Weihnachtszeit mit Ahornsirup gegessen wird. Mit den ganzen Mitarbeitern aßen wir also unser Weihnachtsessen der etwas anderen Art. Es war echt nett. Danach ging jeder nach Hause.

Heiligabend fuhren meine Gastfamilie und ich nach Riobamba, wo ich viele Cousinen meiner Gastmutter treffen sollte. Wir kamen um circa 21 Uhr abends an und wurden von einem Bekannten abgeholt und zu seinem Haus gebracht. Dort zogen wir uns festlichere Klamotten an und um 22 Uhr machten wir uns dann gemeinsam auf den Weg zu dem Haus, in das alle eingeladen wurden.Viele sind nur für Weihnachten angereist und würden in dem Haus übernachten. Von Vorteil war natürlich, dass das Haus noch ziemlich neu war und so fast alle Zimmer frei standen, in die dann kurzerhand Matratzen gelegt wurden. Auch wir würden in diesem Haus schlafen. Als wir ankamen dachte ich, wir seien viel zu spät und hätten das Essen schon verpasst, doch es stellte sich heraus, dass gerade erst angefangen wurde zu kochen. Ich lernte viele Leute aus der Familie meiner Gastmutter kennen und wir unterhielten uns, bis es um ziemlich genau Mitternacht das Abendessen gab: Truthahn, Kartoffeln und Gemüse. Wie ich später herausfand, ist Truthahn wirklich das typische Gericht für Heiligabend. Nach dem alle fertig gegessen haben gab es spät nachts dann endlich die Bescherung, bei der jedoch nur die Kinder beschenkt wurden.
Nach der Bescherung gingen einige schon schlafen, während andere anfingen das ein oder andere alkoholische Getränk zu sich zu nehmen. Ich spielte mit den kleinen Kindern, unter anderem auch meinem Gastbruder, verstecken und setzte mich später zu den Erwachsenen. Die letzten gingen gegen 4 Uhr nachts schlafen.
Nach Heiligabend war Weihnachten auch schon so ziemlich vorbei. Am 25.12. sind die meisten Geschäfte geschlossen und man sieht fast keine Leute auf der Straße, doch einen Tag später ging das ganz normale Leben wieder weiter.
Generell gefiel ich mir, wie wir den Heiligabend verbracht haben und es war auch mal schön, das Fest ganz anders als gewohnt zu verbringen. Vor allem mochte ich, dass ich dadurch noch einmal viele weitere Leute aus der Familie kennenlernen durfte. Deutschland habe ich während der Zeit nicht so sehr vermisst, wie man vielleicht denken mag.

Weihnachten mit der ganzen Familie

Silvester

Nachdem ich am 26. und 27.12. nochmal im Projekt war, ging es am 27. abends auch schon los: Ein paar andere Freiwillige und ich sind zum Jahreswechsel zum ersten Mal an die Küste gefahren. Wie ich ja schon mehrmals erwähnt hatte, gibt es in Ecuador vier geographische Zonen, eine davon ist die Küstenregion, wo auch 50% der Bevölkerung lebt.
In der Nacht vom 27. auf den 28.12. fuhren Esther und ich mit dem Bus nach Manta, einer relativ großen Stadt. Wir trafen dort auf einige andere Freiwillige meiner Organisation, verbrachten den folgenden Tag am Strand um dann einen Tag später nach Puerto López, einem Fischerdorf zu fahren. Direkt neben Puerto López liegt auch der Nationalpark Machalilla, welcher zugleich der einzige Nationalpark der Küste ist und den schönsten Strand Ecuadors, genannt Playa Los Frailes, beherbergen soll.
Den Strand konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und fuhren am 29.12. in den Nationalpark. Wir hatten Glück, denn es war das schönste Wetter und die Wassertemperaturen waren schon wie wir vorher festgestellt hatten, nicht zu kalt und daher perfekt zum schwimmen. Generell ist es schon ein etwas komsiches Gefühl im Pazifik zu schwimmen, einfach weil man sich nicht vorstellen kann wie groß das Meer doch eigentlich ist. Da der Nationalpark schon um 17 Uhr schließt, mussten wir relativ zügig unsere Sachen packen und genossen den Sonnenuntergang um knapp 18 Uhr wieder in Puerto López.


Playa Los Frailes


Am nächsten Tag ging es für alle außer zwei Freiwillige zur Isla de la Plata. Wir hatten einen Tag vorher eine Tagestour zur Insel gebucht, und insgesamt 45$ bezahlt, in der die zweistündige Bootsfahrt hin und zurück, ein Mittagessen, ein Rundgang um die Insel, und eine Schnorcheltour enthalten waren.
Zur Isla de la Plata kann man nur mit einem Guide, denn die Insel steht unter Naturschutz. Sie ist gerade einmal knappe 5 km² groß und dort gibt es keine Häuser oder Ähnliches. Auch Fischer dürfen erst 2 km weiter im Meer angeln. Die Insel hat ihren Namen (Plata=Silber), da ihre Felsen bei Mondschein silbern glänzen. Sie ist so besonders, da dort eine hohe Biodiversität herrscht. Auf der Insel leben die sogenannten Blaufußtölpel, eine Vogelart, die es sonst nur noch auf den Galapagos-Inseln zu sehen gibt.
Als wir an der Insel anlegten, begrüßten uns schon gleich ein paar riesige Meeresschildkröten und auch bei dem Rundgang um die Insel bekamen wir einige der Blaufußtölpel zu Gesicht. Nach dem Rundgang fuhren wir mit dem Boot an eine kleine Bucht, an der wir sogar einen Seelöwen sahen. Nachdem alle eingecremt waren, ging es aus dem Boot ins Wasser und wir schnorchelten über einem kleinen Korallenriff. Unser Guide zeigte uns einen Katzenhai, Muscheln, die sich schließen, wenn man ihnen zu nahe kommt und verschiedene Seesterne. Einmal schwomm ich sogar durch einen Fischschwarm, was wirklich sehr beeindruckend war. Um das Ganze noch zu toppen, sahen wir bei der Rückfahrt zum Festland sogar noch einen Buckelwal. Der Tag auf der Isla de la Plata war wirklich einer meiner Lieblingstage während unserem Urlaubs an der Küste.


Wasserschildkröten vor der Isla de la Plata

Blaufußtölpel. Die Pflanzen auf der Insel sehen sehr kahl aus, da es im Moment Sommer ist und nicht regnet. Im Winter gleicht die Insel einem Regenwald.



Nachdem wir von dem Inselausflug wieder zurückkamen, fuhren wir weiter zu unserem letzten Stopp: dem Partyort Montañita. Hier sollten wir auch Silvester feiern.
Wir kamen an als es schon dunkel war und checkten erstmal in unser Hostel ein. Ich durfte auch direkt feststellen, dass es Kakerlaken gab, aber was erwartet man bei einem günstigen Preis? Zumindest war die Lage perfekt. Nicht viel später gingen wir direkt raus auf die Straßen. Dass der Ort sehr touristisch und für Party bekannt ist, merkt man sofort: Von Überall kommt Musik, auf jeder Straße gibt es kleine Cocktailstände, und man kommt gar nicht zwei Meter weiter, ohne dass man auf einen Verkaufsstand trifft. Dementsprechend waren auch die Preise in Montañita höher als im restlichen Ecuador. Abends verschlug es uns dann auch schon in den ersten Club...

Am nächsten Morgen, dem 31.12.19, gingen wir alle an den Strand. Der Strand war wirklich sehr voll mit Menschen, aber dafür war das Meer schöner als in Puerto López und Manta. Den Tag lang verbrachten wir also entweder, indem wir uns sonnten und dabei aus einer Kokosnuss tranken oder eine frische Mango aßen, oder wir stürzten uns in die Wellen. Montañita ist nämlich auch das Surferparadies Ecuadors. Der letzte Tag des Jahres war wirklich traumhaft. Den Sonnenuntergang schauten wir natürlich noch am Strand und machten uns danach auf den Weg ins Hostel, um uns für den Silvesterabend vorzubereiten. Es war natürlich ein super Timing, dass genau an dem Abend in unserer Straße für zwei Stunden Stromausfall war und das Hostel kein Wasser hatte. Wir entschlossen uns dazu, gemütlich zu Abend zu essen und als wir wiederkamen, war das Problem zum Glück schon wieder behoben.
Gegen 22 Uhr abends saßen wir, jeder mit einem Cocktail, am Strand und quatschten. Wir konnten beobachten, wie immer mehr Leute Himmelslaternen steigen ließen. Wie sich herausstellte, soll man sich mit ihnen was wünschen und den Wunsch dann in den Himmel steigen lassen. Es war wirklich ein schöner Anblick, aber umso ironischer, dass die Laternen nach einiger Zeit über dem Meer abstürzten und wieder angespült wurden. Auch eine ziemliche Umweltverschmutzung.
Um Mitternacht war es dann endlich so weit: Viele Leute zündeten Raketen an und ein Feuerwerk erleuchtete den Himmel. Gleichzeitig zündeten viele Ecuadorianer ihre aus Pappmaché selbst gebastelten Puppen auf einem Haufen an. Der Brauch besagt, dass man über das Feuer springen muss um das letzte Jahr hinter sich zu lassen. Eine halbe Stunde später gingen wir noch in einen Club feiern.
Generell bin ich sehr froh, dass ich Silvester an der Küste feiern konnte. Es war bisher definitiv eine der besten Weisen, wie ich ins neue Jahr gestartet bin und ich konnte mich umso mehr darüber freuen, dass ich die anderen Freiwilligen um mich herum hatte, denn ich hab sie wirklich lieb gewonnen!

Am 1.1. sind wir übrigens wieder zurück gefahren, bevor es einen Tag später erneut ins Projekt ging. Da es uns so gut gefallen hat, wollen wir auf jeden Fall nochmal an die Küste.

¡Hasta Pronto!

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