Wanderung zum Vulkankrater Quilotoa

Wenn man im Internet nach Reisezielen in Ecuador sucht, wird einem wahrscheinlich sehr schnell der Vulkankrater Quilotoa mit der großen türkisfarbenen Lagune in der Mitte angezeigt. Quilotoa ist schon lange kein Geheimtipp mehr, und so war auch uns Freiwilligen von Anfang an klar, dass wir dort auf jeden Fall hin wollen. Schon beim Vorbereitungsseminar im Juli hatten wir von einer ehemaligen Freiwilligen den Tipp bekommen, zum Krater hin zu wandern. Nach kurzer Recherche im Internet haben wir herausgefunden, dass es einen Wanderweg über drei Tage gibt, bei dem man zwei Nächte in Hostels als Zwischenstopp übernachtet.

Der Vulkankrater mit der türkisblauen Lagune in der Mitte, genannt Quilotoa.

Gesagt, getan.
Am 7.12. ging es also endlich los: Mira, Esther, Tobi und ich machten uns am frühen Samstagmorgen auf den Weg nach Latacunga. Da Tobi von Quito und wir drei von Ambato kamen, mussten wir vor Ort noch eine Stunde warten und konnten so um 10:30 Uhr morgens mit einen Bus von Latacunga nach Sigchos, einem kleinen Ort, der den Start der Wanderung markierte, fahren. Im Bus waren ausschließlich Indigene und nach ein paar Kilometern hinter Latacunga wurden die Abstände der nachfolgenden Dörfer immer größer. Irgendwann waren schon die meisten Leute aus dem Bus ausgestiegen und wir fuhren immer weiter in die Natur. Der Bus schlängelte sich auf holprigen Straßen um die Berge. Wenn man aus dem Fenster schaute, sah man tiefe Täler und Schluchten und es gab keine Leitplanken, weshalb ich mich die Fahrt über auch nie komplett wohl fühlte. Nichtsdestotrotz freute ich mich schon sehr auf die Wanderung, denn wenn die Natur aus dem Bus schon so schön war, musste sie während der Wanderung ja noch mehr beeindrucken.
In Sigchos angekommen stärkten wir uns erst mal mit einem leckeren Almuerzo (typisch ecuadorianisches Mittagessen) und kauften danach ein paar Snacks für den bevorstehenden Tag.


Tag 1: Sigchos bis Isinliví

Da wir vorher im Internet gelesen hatten, dass der Wanderweg nicht sehr gut beschildert sein soll und man sich durch die vielen Trampelpfade schnell verlaufen kann, hatten wir uns vorher eine Wegbeschreibung auf der App maps.me runtergeladen (übrigens eine sehr gute Karten-App, die kein Internet braucht) und um 13:30 Uhr wanderten wir von Sigchos aus los.
Die erste Hälfte der Wanderung ging es zunächst runter und dann eine ganze Weile am Fluss entlang. Auf einem kleinen Hügel machten wir eine Pause und aßen unsere Snacks. Nachdem wir weiter gingen und den Fluss überquert hatten, kam ein Abschnitt, auf den wir nicht vorbereitet waren (den wir uns aber eigentlich logisch hätten schlussfolgern können), denn:
Wo es runter geht, geht es auch wieder rauf...(Diese Erkenntnis mussten wir uns auch noch für die kommenden Tage im Hinterkopf behalten).
Wir mussten also vom Tal einmal komplett wieder rauf auf den Berg
Circa eine Stunde brauchten wir, bis wir endlich oben waren. Leider haben wir dabei nicht wirklich viel Distanz, sondern eher nur Höhenmeter zurückgelegt. Oben angekommen wartete schon Tobi, der vor gegangen war, auf uns. Wir machten eine kurze Pause und konnten den Wolken dabei zusehen, wie sie sich langsam durchs Tal zogen, neu bildeten, uns in Nebel einhüllten, nur um danach wieder weg zu ziehen und uns eine tolle Aussicht aufs Tal zu bescheren. Ganz langsam merkte ich auch, dass ich meine Wanderschuhe vorher scheinbar doch nicht so gut eingelaufen hatte. Außerdem machte der große Backpacker-Rucksack die Wanderung nicht viel einfacher. Jedoch ließ mich die Ankunft oben am Berg und die damit verbundene Aussicht diese kleinen Sorgen vergessen und nachdem wir merkten, dass es gar nicht mehr so weit bis zu unserem ersten Übernachtungsstopp in Isinliví war, ging der Rest der Wanderung auch ziemlich schnell um. Leider fing es gegen Ende an zu regnen und zudem war es sehr kalt.
Um circa 17 Uhr erreichten wir nach 11 Kilometern das kleine Dörfchen Isinliví. Es war sehr nebelig, sodass wir keine gute Sicht hatten. Schnell stellte sich heraus, dass das Dorf nur zwei mal pro Tag mit einem Bus erreichbar ist und die zwei Hostels sich durch die Wanderer rentieren, die dort genau so wie wir Rast machen um am nächsten Tag weiter Richtung Quilotoa zu wandern. Nach einem leckeren Abendessen entspannten wir noch etwas im Gemeinschaftsraum und spielten Gesellschaftsspiele. Schnell merkten wir, dass wir die einzigen Gäste für die Nacht waren. Nachdem wir uns noch am Kamin aufgewärmt hatten, gingen wir auch schon schlafen.


Erst mal ging es eine lange Zeit am Fluss entlang

Oben angekommen: Im Tal bilden sich neue Wolken

Uns begrüßte ein Lama als wir im Dorf ankamen

Tag 2: Isinliví bis Chugchilán

Am nächsten Morgen wurden wir mit einer wunderbaren Aussicht geweckt. Es war fast keine Wolke am Himmel und endlich konnten wir die Umgebung von Isinliví bestaunen. Der Ort lag zwar nicht im Tal, trotzdem waren überall um uns herum höhere Berge. Im Garten des Hostels standen ein paar Alpakas und nach dem Frühstück genossen wir noch für zwei Stunden die Ruhe in dem kleinen Dorf und legten uns in die Hängematten auf der Veranda des Hostels.



Um 9 Uhr kauften wir uns noch ein Lunchpaket für 3$ und machten uns diesmal etwas früher als am vorherigen Tag auf den Weg. Am Anfang der Wanderung merkte ich auch sehr schnell, dass mir die elf Kilometer vom Vortag zu schaffen machten. Ich musste mir Blasenpflaster aufkleben und zügig ging es weiter. Auch ein anderer Wanderer aus dem zweiten Hostel in Isinliví war kurz vor uns aufgebrochen. Ein paar Stunden lang folgten wir zunächst Trampelpfaden und dann Schotterstraßen, bis wir zu einem Aussichtspunkt kamen. Von dort aus hatten wir die Aussicht auf eine riesige vor uns liegende Schlucht. Wir nutzten den Platz um dort zu Mittag zu essen. Wir wussten, dass wir diese Stärkung brauchen werden, da wir einmal durch die Schlucht gehen mussten und auf der anderen Seite wieder rauf.
Die Durchquerung des Canyons dauerte drei Stunden und genau bei der Hälfte fing es an zu regnen. Die Regenjacke, die ich mit hatte stellte sich als nicht sehr wasserdicht heraus und ziemlich nass und kalt sind wir dann endlich auf der anderen Seite angekommen. Die Aussicht war durch die vielen Wolken natürlich nicht optimal, aber immer noch sehr beeindruckend.
Nach einer kurzen Pause, in der wir reichlich Chifles (Bananenchips) aßen, machten wir uns auf den letzten Teil der Wanderung, ins Dorf Chugchilán.
Hier war auch der wie ich fand beeindruckendste Teil der Wanderung: Man hatte eine tolle Aussicht auf die komplett grünen Berge auf der anderen Seite des Tals. Da alles noch so nass vom Regen war hing über dem Tal ein leichter Nebel und alles wirkte so mystisch. Aber seht selbst:



Nach circa einer weiteren Stunde kamen wir (diesmal nach 12,5 Kilometern) durchnässt im Ort Chugchilán an, wo wir im Hostel Cloud Forest übernachteten. Der Name kommt davon, dass ziemlich nah ein großer Nebelwald liegt. Die Mitarbeiter waren alle sehr nett und den Abend verbrachten Esther, Mira, Tobi und ich mit Tischtennis und Kicker spielen. Wir gingen jedoch relativ früh schlafen, da wir am nächsten Tag 13 Kilometer vor uns hatten.

Auf dem Weg links sind wir noch 30 Minuten vorher gewandert
 
Durch die Schlucht mussten wir

Kurz nachdem wir den Fluss überquerten, fing es an zu regnen

 

 

Tag 3: Chugchilán bis Quilotoa

Am dritten Tag mussten wir früh aufstehen, da es schon um sieben Uhr Frühstück gab. Relativ zügig verließen wir unser Hostel und machten uns auf dem Weg zum Ziel der gesamten Wanderung: dem Vulkankrater Quilotoa.
Schon von Chugchilán aus konnte man in weiter Entfernung die Spitzen des Kraters sehen. Am letzten Tag stand uns mit 13 Kilometern die bis dahin längste Strecke bevor. Ein Mitarbeiter im Hostel hatte uns vorher gesagt, dass es zwei mögliche Wanderrouten gibt. Die eine sei sehr anspruchsvoll und die andere eher moderat. Wir entschlossen uns dazu, die Route zu nehmen, die auch auf der App angezeigt wurde, was im Endeffekt die moderatere war. Bei der anspruchsvollen hätten wir zwei mal durch eine Schlucht gemusst!
An diesem Tag war es sehr sonnig, aber der Besitzer des Hostels hatte uns den Tag zuvor gesagt, dass es sich immer um die Mittagszeit beginnt zuzuziehen und später zu regnen. Dieses Wetter sei typisch für die Region. Wir hatten da ja auch schon unsere Erfahrungen mit dem Regen an den Vortagen gemacht.
Am Tag drei ging es zunächst auf einem schmalen Weg einen Hügel hinauf, bis wir in ein Dorf kamen, von dem die Spitzen der Krater viel deutlicher zu sehen waren. Wir kamen also näher.
Nach dem Dorf stießen wir auf eine riesige Schlucht, an der wir zuerst entlang und danach weiter runter liefen. Wir mussten also auch an diesem Tag durch eine Schlucht und am anderen Ende wieder rauf. Nachdem wir den kleinen Fluss überquert hatten, ging es auf sandigem Boden wieder rauf. Wir kamen an einem Dorf an und hatten von dort aus perfekte Sicht auf die letzten Kilometer, die noch bis zum Krater vor uns lagen.
Die letzten drei Kilometer waren mit Abstand die härtesten. Zum einen hatte der Weg eine dauerhafte Ansteigung, aber zum anderen merkte ich so langsam, dass wir uns der 4000 Meter-Marke näherten. Obwohl ich ja in Ambato auf 2500 Metern lebe und schon etwas an die Höhe gewöhnt bin, war der letzte Teil doch sehr anstrengend.
Als wir hinter uns schauten, merkten wir, dass es sich langsam zuzog und so konnten wir uns vor dem Erreichen des Kraters keine Pause mehr gönnen.
Als es nur noch eine Kurve bis zum Krater war, packte uns nochmal die letzte Motivation und wir kamen endlich oben an und hatten die atemberaubende Aussicht auf die wunderschöne blaue Lagune im Vulkankrater Quilotoa.
Wenn die Sonne auf die Lagune scheint, färbt sie sich sogar türkis.
Wir setzten uns erstmal an einen Abhang und aßen unser Lunchpaket während wir die Aussicht weiter genossen.

Die letzte Schlucht, durch die wir mussten!



Esther, ich und Mira, nachdem wir endlich am Ziel angekommen waren
Wenn Sonne auf die Lagune fällt, scheint sie türkis. Man sieht es hinten links


Da es an der Stelle, an der wir saßen ziemlich kalt war, entschlossen wir uns innerhalb des Kraters auf einem der Trampelpfade weiter zu wandern. Wir sahen Ziege, Schafe und Alpakas und konnten den Wolken dabei zu sehen, wie sie langsam ins Innere der Lagune vorrückten. Wir waren am perfekten Zeitpunkt angekommen, denn nur eine Stunde später wäre alles vernebelt gewesen!
Irgendwann war die Sicht auf die Lagune nicht mehr möglich und auch wir waren in Wolken eingehüllt. Wir entschlossen uns, nach Hause zu fahren. Dazu mussten wir aber erst mal um den Krater herum wandern um zum kleinen Dorf mit der Straße zurück nach Latacunga zu gelangen. Wenn man übrigens den ganzen Krater umrundet wandert man circa fünf Stunden.
Beim Dorf angekommen aßen wir noch etwas in einem Restaurant und nahmen schließlich einen Bus zurück nach Ambato, beziehungsweise Tobi nach Quito.

Es fing an bewölkter zu werden...
 
...und irgendwann fühlte man sich wie auf dem Mond


Das war's auch schon über meine 3-Tages-Wanderung nach Quilotoa. Ich bin sehr froh, dass wir diese insgesamt 36,5 Kilometer lange Strecke gewandert sind und kann es nur jedem empfehlen! Auch die Hostels sind günstig und sehr gut.
Auch wenn man keine Zeit für die Wanderung hat, ist die Quilotoa Lagune auf jeden Fall ein Muss bei einer Reise nach Ecuador.

¡Hasta Pronto!

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